Antrag | Bericht zur Situation von Flora und Fauna in den elf Natura 2000-Gebieten im Main-Taunus-Kreis

Der Kreistag möge beschließen: 

Der Kreisausschuss wird beauftragt, die obere Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium Darmstadt um einen Bericht zur Lage und Entwicklung der Natura 2000-Gebiete (FFH-Gebiete) im Main-Taunus-Kreis anzufragen. Hierzu soll durch Vertreter:innen der Behörde in geeigneter Form in den Gremien des Kreistages zu Status, Bedrohungen, Herausforderungen und Maßnahmen in den einzelnen Gebieten berichtet werden. Dargestellt werden soll zudem die Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband Main-Taunus Naturlandschaft und Streuobst e.V.. Zu dem Bericht soll auch der Naturschutzbeirat des Kreises eingeladen werden.

 Begründung:

Rund 5,5 Prozent der Kreisfläche machen die 11 im Rahmen des Natura 2000-Netzwerkes als Fauna-Flora-Habitat-Gebiete (FFH-Gebiete) ausgewiesenen und besonders geschützten Bereiche im Main-Taunus-Kreis aus. Schutz und Pflege dieser Gebiete obliegen nach Hessischem Ausführungsgesetz zum Bundesnaturschutzgesetz (HAGBNatSchG) der oberen Naturschutzbehörde, hier in der Zuständigkeit des Regierungspräsidiums Darmstadt. Die geschützten Gebiete ermöglichen in unserer dicht besiedelten Region wichtige Rückzugsräume, besitzen eine besonders hohe ökologische Wertigkeit und bilden einen wichtigen Bestandteil des Naturerhalts in Hessen. Gleichwohl sind sie vielfältigen Einflüssen und zunehmenden Bedrohungen ausgesetzt, insbesondere durch den Klimawandel und durch den Siedlungs- und vielfältigen Nutzungsdruck. Seit den Corona-Jahren sind die Natura 2000-Gebiete zunehmend frequentiert durch Naherholungsuchende in unserer Region, die die Natur vor der Haustür für sich entdeckt haben.
Bereits der letzte FFH-Bericht 2019 hat für das Bundesgebiet auch auf Pflege- und Maßnahmendefizite als eine wichtige Ursache für Bedrohungen von Arten oder Lebensräumen in den Habitaten hingewiesen. Für viele Arten und Lebensräume ist zudem mit negativen Auswirkungen des Klimawandels auf den Erhaltungszustand zu rechnen. Auch im Main-Taunus-Kreis finden sich ungünstige Einwirkungen auf Natura 2000-Gebiete, die genauer betrachtet werden sollen: Beispielsweise leidet das seit 20 Jahren besonders geschützte FFH-Gebiet „Wiesen im Süßen Gründchen bei Neuenhain“ (Nr. 5816-306) unter den Folgen einer intensiven Freizeitnutzung. Das „Süße Gründchen“ ist ein Schutzgebiet von europäischer Bedeutung. Es ist das bedeutendste von nur noch vier Vorkommen der Schmetterlinge dunkler und heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling in Hessen. Seit 2017 zeigen Kartierungen, dass dieser seltene Schmetterling, den es sonst nirgends im Main-Taunus-Kreis mehr gibt, deutlich abgenommen hat. Die Population hat sich von 500 Exemplaren in 2014 auf 105 in 2022 verringert. In dem Fall des „Süßen Gründchens“ wären zusätzliche Schutzmaßnahmen zu prüfen. So könnte ein parallel zum Wiesental verlaufender Gewannweg, der von Jahr zu Jahr mehr zuwächst, genutzt werden, um den Naherholungsdruck im Schutzgebiet selbst abzumindern.
Es gibt weitere Beispiele von Natura 2000-Gebieten im Kreis, wo sich die Rahmenbedingungen für Flora und Fauna verschlechtern. Für die Gebiete „Galgenberg bei Diedenbergen“ (Nr. 5916-302) und „Wald östlich Wildsachen (Nr. 5816-312), beides großflächige und weitgehend unzerschnittene Waldgebiete mit Laubholz-, insbesondere Buchen-Altbeständen, sowie „Falkenberg und Geißberg bei Flörsheim“ (Nr. 5916-301) und „Weilbacher Kiesgruben“ (Nr. 5916-303) bringt der Ultranet-Leitungsausbau erhebliche negative Konsequenzen. Die Weilbacher Kiesgruben wurden schon in der Vergangenheit als vulnerabel durch zunehmende Trockenheit, Neobiota und Freizeitnutzung (Vermüllung) angesehen. Viele der hier auszugsweise aufgeführten Einwirkungen lassen sich ähnlich auch für weitere Habitate erkennen.
In dem beantragten Bericht soll der Frage nachgegangen werden, ob und wenn ja, welche geeignete Maßnahmen es gibt, um negativen Entwicklungen in Natura 2000-Gebieten im Main-Taunus-Kreis konsequent zu begegnen. Gleichzeitig kann in dem Zug auch über den Sachstand hinsichtlich des FFH-Gebietes in Kelkheim-Eppenhain berichtet werden.


Weitere Informationen und Gremienlauf

  • Antrag zum Download
  • Der Antrag liegt zur Beratung in der Kreistagssitzung vom 24.04.23 vor (TOP 10).