Mit der Mehrheit der Kreiskoalition aus CDU, FDP und Grünen wird im Kreistag des Main-Taunus-Kreises der aus der Mitte des Jugendhilfeausschusses vorgebrachte Wunsch nach einer Stelle für die Jugendhilfeplanung abgelehnt. Die SPD unterstützte die Initiative und zeigt sich nun enttäuscht, wie über das Anliegen in den Haushaltsberatungen gleichgültig und ohne Aussprache hinweggegangen wurde.
„Wenn aus der Mitte des Fachgremiums der Bedarf für eine bessere Unterstützung der Jugendarbeit durch die Kreisverwaltung gesehen und der dringende Wunsch nach der Einrichtung einer Stelle für die Jugendhilfeplanung formuliert wird, dann ist dies eine deutliche Botschaft aus der praktischen alltäglichen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen an das Kreishaus“, stellt Antje Köster, sozialpolitische Sprecherin der SPD-Kreistagsfraktion, fest. „der Jugendhilfeausschuss ist nicht zuvorderst ein politisches Gremium, sondern die fachliche Vertretung für die Belange der Arbeit der Jugendhilfe. Seiner Stimme sollte Gewicht beigemessen und sie nicht einfach in den Haushaltsberatungen übergangen werden.“ Zwar entsenden auch die im Kreistag vertretenen Fraktionen Vertreter:innen in das Gremium, wesentlich geprägt ist es aber durch den Austausch mit den ebenfalls vertretenen freien Trägern der Wohlfahrtspflege, die für den Kreis als gesetzlich verantwortliche Stelle vielfältige Aufgaben im Bereich Jugendhilfe übernehmen. Ausdrücklich steht dem Jugendhilfeausschuss nach SGB VIII ein Antragsrecht für den Kreistag zu, soweit es seine gesetzlich definierten Aufgabenfelder betrifft.
Die Jugendhilfeplanung kann einen wertvollen Beitrag für die bedarfsorientierte Ausgestaltung der Leistungen der Jugendhilfe leisten, beispielsweise bei der Jugendsozialarbeit, in den Kitas, der Schulsozialarbeit und weiteren erzieherischen Angeboten. Besonders durch die Auswirkungen des Pandemiegeschehens bestünden hier erhebliche Mehrbedarfe bei der Unterstützung von Kindern und Jugendlichen und ihren Familien.
„Für den Main-Taunus-Kreis war diese Art der Antragsstellung nach unserem Wissensstand eine Premiere. Umso enttäuschter sind wir, dass der Antrag in der Kreistagssitzung vom 6. März dann einfach ohne Aussprache über eine zusammengefasste Antragsliste mit der Mehrheit der Kreiskoalition niedergestimmt wurde“, so Köster weiter, „für uns ist das kein wertschätzender Umgang mit einem Anliegen, das direkt aus der praktischen Arbeit hereingetragen wurde und auch dem wichtigen Thema nicht angemessen. Es bestätigt sich hier erneut eindrücklich, dass die Zusammenarbeit von Kreis und freien Trägern auf eine neue, faire Basis gestellt werden muss.“ Hierzu hatte die SPD bereits ebenfalls mit einem Antrag zum Kreishaushalt 2023 die Aufstellung eines Sozialentwicklungsplans gefordert, was aber gleichfalls von den Mehrheitsfraktionen abgelehnt wurde.
Die Einrichtung einer Stelle für die Jugendhilfeplanung werde trotzdem weiter verfolgt, kündigen die Sozialdemokraten an. Über das weitere Vorgehen solle nun zunächst im Jugendhilfeausschuss beraten werden. „Wir hoffen auf ein Einsehen der Kreisspitze, dass hier ein wichtiges Anliegen vorschnell und unbedacht ausgebremst wurde“, so Köster, „vielleicht gibt es auch die Möglichkeit, das Thema im direkten Gespräch nochmals aufzugreifen.“