Antrag | Digitale Teilhabe ernstnehmen – Beschaffung zusätzlicher Tablets für Schülerinnen und Schüler

Bild: SPD | Moritz Löw

Der Kreistag möge beschließen:

Der Main-Taunus-Kreis beschafft als freiwillige Leistung 3000 weitere Tablets für die Schulen des Kreises. 

Begründung:

Wie der Main-Taunus-Kreis bekanntgab, sind im September 2980 Tablets an die Schulen im Kreis ausgegeben worden. Deren Kosten von insgesamt 1,3 Millionen Euro wurden dabei komplett von Land und Bund aus den Mitteln des Digitalpakts übernommen.

Laut dem aktuellen Medienentwicklungsplans des MTK (MEP) standen zuvor (Stand April 2020) an allen Schulen gemeinsam insgesamt nur 83 Tablets zur Verfügung. Für die Zukunft ist laut MEP mit den nun im Zuge des Digitalpakts beschafften Tablets eine Bereitstellung nach dem folgenden Schlüssel vorgesehen:

Grundschulen/Förderschulen: 32 Tablets
Weiterführende Schulen mit weniger als 1200 Schülerinnen und Schülern: 64 Tablets
Weiterführende Schulen mit mehr als 1200 Schülerinnen und Schülern: 96 Tablets
Berufsschulen: 128 Tablets.

Am Beispiel einer großen weiterführenden Schule bedeutet dies max. 8 Tablets für 100 Schülerinnen und Schüler; auf eine angenommene durchschnittliche Klassengröße von 25 gerechnet heißt dies max. 2 Tablets pro Klasse. Für eine effektive Verbesserung der digitalen Teilhabe aller Schülerinnen und Schüler sowie insbesondere für eine mögliche Notwendigkeit erneuten Homeschoolings ist eine solche Bereitstellung nicht ausreichend.
Viele Schülerinnen und Schüler besitzen kein eigenes taugliches oder zeitgemäßes Endgerät und verfügen in ihrem Haushalt auch nicht über ausreichende Mittel für eine Neubeschaffung. Medienberichten zu Folge lebt rund jedes fünfte Kind in Deutschland in einem Haushalt mit weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens und damit unter der Armutsrisikoschwelle. Hier ist an die Beschaffung eines teuren digitalen Endgeräts für den Schulalltag schwerlich zu denken, insbesondere in kinderstarken Familien.
Je geringer also der Anteil an bereitgestellten Tablets für den digitalen Unterricht, desto mehr werden unweigerlich die Ungleichheit der Teilhabemöglichkeiten von finanziell schlechter gestellten Schülerinnen und Schülern am Unterricht fortgeschrieben und damit die ungleichen Chancen für den Bildungserfolg weiter zementiert.
Darum soll der Kreisausschuss des Main-Taunus-Kreises beauftragt werden, als freiwillige Leistung weitere Tablets zu beschaffen, um sich so einer Abdeckungsquote von rund 20 Prozent zumindest anzunähern. Zu bedenken ist dabei, dass dem MTK Main-Taunus bei der bisherigen Beschaffung über den Digitalpakt keine Anschaffungskosten entstanden sind.
Trotz der durchaus nachvollziehbaren Kritik von Schulleitungen an der Entscheidung des Kreises für das nun umgesetzte Beschaffungsmodell (s. Presseberichterstattung) sollte wegen der damit vorgenommenen Vorentscheidung im Sinne einer effizienten IT-Bewirtschaftung bei der zusätzlichen Beschaffung nach Möglichkeit auf baugleiche oder kompatible Tablets zurückgegriffen werden.