Aus Anlass des 70. Todestages des früheren SPD-Kreistagsabgeordneten Peter Nida, der am 5. März 1945 im KZ Dachau umgekommen ist, soll ihrer gedacht werden. Dazu hat die SPD-Kreistagsfraktion für die Kreistagssitzung am 9. März eine Gedenkminute angeregt.
Peter Nida aus Hattersheim, war SPD-Kreistagsabgeordneter von 1929 bis 1933, zuletzt Fraktionsvorsitzender. Nach dem Verbot der Gewerkschaften am 2. Mai 1933 wurde er als hauptamtlicher Gewerkschaftssekretär entlassen. Als exponierter Gegner der Nazis, der als Aktiver in dem überparteilichen Zusammenschluss der "Eisernen Front" bis zur "Machtergreifung" gegen sie kämpfte, wurde er schon im Juni 1933 erstmals 10 Wochen ohne richterlichen Beschluss in Schutzhaft genommen. Er beteiligte sich an der illegalen Verteilung der Zeitung "Sozialistische Aktion" der Exil-SPD, die im Rhein-Main-Gebiet von Paul Apel, dem Sohn des früheren Landrates des Main-Taunus-Kreises Wilhelm Apel organisiert wurde. Peter Nida wurde deshalb 1936 zu eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, 1941 wegen regimekritischer Äußerungen nochmals zu drei Jahren Gefängnis. Nach Verbüßung dieser Strafe wurde er im November 1944 ins KZ Dachau überfuhrt. Während des 12-jährigen Nazi-Regimes hat er wegen seiner ungebrochenen demokratischen Überzeugung insgesamt fünf Jahre und neun Monate in Schutzhaft, Untersuchungshaft, Gefängnis und KZ verbüßt und ist kurz vor der Befreiung des KZ Dachau durch die Amerikaner dort umgekommen.
Die SPD-Kreistagsfraktion hat schon vor Jahren in Gedenken an Peter Nida ihr Fraktionszimmer im Landratsamt in Raum Peter Nida umbenannt und mit einer Gedenktafel gekennzeichnet.
Aber es gab noch mehr Kreistagsabgeordnete die durch das NS Regime umkamen:
Josef Krämer aus Hochheim, SPD-Kreistagsabgeordneter von 1928 bis 1933. Er wurde wie Peter Nida 1936 wegen Beteiligung an der illegalen Verteilung der Zeitung "Sozialistische Aktion" der Exil-SPD angeklagt, mangels Beweisen aber freigesprochen.
Heinrich Weiss aus Hofheim-Marxheim, war SPD-Kreistagsabgeordneter von 1931 bis 1933 und von 1946 bis 1960. Nach dem Verbot der Gewerkschaften am 2. Mai 1933 wurde er als Gewerkschaftsangestellter entlassen. Als Gewerkschafter und Sozialdemokrat wurde er in der Nazi-Zeit mehrmals für vier bis sechs Wochen in Schutzhaft genommen, zuletzt am 22. August 1944 im Rahmen der Verhaftungswelle "Aktion Gitter", durch die die Nazis nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 alle potentiellen Gegner ausschalten wollten. Dass er nicht wie Peter Nida in ein KZ überführt wurde, hatte er vermutlich nur dem Umstand zu verdanken, dass sein einziger Sohn kurz zuvor an der Ostfront gefallen war. Nach dem Kriegsende wurde er 1945 stellvertretender Landrat des Main-Taunus-Kreises, ab 1946 Spitzenkandidat der SPD im Kreis und von 1946 bis 1966 Mitglied des Hessischen Landtages.
Peter Oeffner aus Hattersheim, war KPD-Kreistagsabgeordneter von 1929 bis 1933 und von 1946 bis 1952. Er wurde 1936 wegen Beteiligung an einer illegalen Parteiorganisation der KPD im Main-Taunus-Kreis angeklagt, verurteilt und musste als Strafe dreieinhalb Jahre im Zuchthaus verbüßen
Alfred Nixdorff evangelischer Pfarrer in Diedenbergen, war von 1929 bis 1933 Kreistagsabgeordneter der Evangelischen Volksgemeinschaft bzw. des Christlich-Sozialen Volksdienstes. Er trug wesentlich dazu bei, dass sich in Diedenbergen etwa 200 Gemeindeglieder aktiv der "Bekennenden Kirche" anschlossen, die im Widerstand gegen die von den "Deutschen Christen" beherrschte Landeskirche gebildet wurde. Die "Deutschen Christen" unterstützten offen das Nazi-Regime und wurden von ihm gefördert. Alfred Nixdorff beteiligte sich u. a. aktiv an der Organisation der "Bekennenden Kirche" in den evangelischen Dekanaten Bad Homburg, Usingen und Kronberg. Er wurde von der Gestapo überwacht, musste Hausdurchsuchungen ertragen und bekam von der durch die "Deutschen Christen" gesteuerten Landeskirche zeitweise kein Gehalt. Im August 1939 wurde er noch im Alter von 45 Jahren zum Kriegsdienst eingezogen.
Alfred Nixdorff war Mitbegründer des CDU-Kreisverbandes Main-Taunus, der am 21. Oktober 1945 gegründet wurde.
Ihnen allen wird in der Sitzung des Kreistages am kommenden Montag mit einer Gedenkminute gedacht.
Quellen:
Reuschling, Dieter: Politischer Widerstand und Verfolgung von NS-Gegnern im Main-Taunus-Kreis von 1932 bis 1945. Zwischen Main und Taunus, MTK-Jahrbuch 2005. Hofheim, 2004. S. 13-18.
Reuschling, Dieter: Peter Nida. 1884-1945. Gewerkschafter, sozialdemokratischer Kommunalpolitiker, Widerstandskämpfer, Opfer der NS-Diktatur. Eine Dokumentation. 3. Auflage, Hofheim, 2012.
Christ, Hans Joachim u. Nixdorff, Hans: Der Kirchenkampf der Bekennenden Kirche 1933-1939 und seine Auswirkungen für die evangelische Kirchengemeinde Diedenbergen. Diedenberger Heimatgeschichtsverein e. V., Heimatgeschichtliche Manuskripte Nr. 24, Diedenbergen, 1984.
Verwaltungsberichte des Kreisausschusses des Main-Taunus-Kreises für die Jahre 1928 bis 1935.