85-jähriges Bestehen: „Obstruktion war nie unsere Sache“

Die Historie der SPD-Kreistagsfraktion im Main-Taunus-Kreis hat der Hofheimer Dr. Dieter Reuschling zusammengetragen. Anlässlich ihres 85-jährigen Jubiläums veröffentlicht nun die SPD-Kreistagsfraktion eine Dokumentation dieser achteinhalb Jahrzehnte politischer Arbeit im Kreisgebiet. In der 60-seitigen Dokumentation erfährt der Leser, wie sich der Main-Taunus-Kreis, der in seinem Kern ebenfalls seit 85 Jahren besteht, weiterentwickelt hat.

In diesem Zusammenhang stellt Dr. Reuschling auch die geschichtlichen Ereignisse aus Sicht der Sozialdemokraten zusammen. Darunter fällt die dunkle Zeit des Nationalsozialismus, als die SPD-Kreistagsabgeordneten auch im Main-Taunus-Kreis ihr Mandat verloren und sich im Widerstand organisierten, wie auch die Gebietsreform Ende der 1970er Jahren, die zu den heutigen Kreisgrenzen führte.

Zwei Landräte stellte die SPD

Erster Landrat des Main-Taunus-Kreises war der Sozialdemokrat Wilhelm Apel. Apel war 1928 Landrat des Main-Taunus-Kreises, der damals mit rund 65.000 Einwohnern zwar deutlich weniger Einwohner als heute vorwies, jedoch beachtliche 49 Städte und Gemeinden zählte. In der ersten Kreistagswahl am 28. Juni 1928 erreichte die SPD mit 35,7 Prozent das beste Ergebnis und stellte die größte Fraktion mit 9 von 26 Abgeordneten. 1933 wurde Apel von den Nazis abgesetzt, die SPD verboten und der Kreistag aufgelöst. Das dunkle Kapitel deutscher Geschichte begann.

Nach dem Krieg, dem demokratischen Neubeginn folgend, konstituierten sich die Gremien neu. Die SPD konnte an ihre vorherigen Ergebnisse weitestgehend anknüpfen und erreichte zwischen 33 und 37 Prozent, ehe sie 1956 die 40-Prozent-Marke übertreffen konnte und fortan bis zur Gebietsreform in den 1970er Jahren die stärkste Fraktion im Kreistag stellte. 1966 wurde der Sozialdemokrat Dr. Valentin Jost Landrat des Main-Taunus-Kreises, dessen Amtszeit durch die Zusammenarbeit von SPD und FDP geprägt war.

Durch die Gebietsreform veränderte sich die Bevölkerungszusammensetzung, die sozialdemokratisch geprägten westlichen Stadtteile von Wiesbaden gehörten fortan nicht mehr zum Main-Taunus-Kreis, was der SPD schlechtere Wahlergebnisse einbrachte. Seit 1993 schaffte es die SPD nicht mehr über die 30 Prozent-Marke.

1989 verlor die CDU-FDP-Koalition die Mehrheit im Kreistag. Durch eine Zusammenarbeit aus CDU, SPD und FWG wurde Gerd Mehler (Flörsheim) zum Ersten Kreisbeigeordneten gewählt, der dieses Amt von 1990 bis 1996 ausfüllte. Mehler war bis heute der letzte hauptamtliche SPD-Politiker im Kreisausschuss. Auch wenn die SPD nur drei hauptamtliche Kreisausschussmitglieder in ihrer Geschichte stellen konnte, gehörte seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs durchgehend mindestens ein Fraktionsmitglied dem Bundes- oder Landtag an. Seit 2003 ist das die SPD-Landtagsabgeordnete Nancy Faeser, die dem Kreistag bereits seit 21 Jahren angehört.

„Die SPD-Kreistagsfraktion hat sich in ihrer 85-jährigen Geschichte immer als Motor einer Kreispolitik für die hier lebenden Menschen gesehen“, resümiert Fraktionschef Karl Thumser und ergänzt, „Obstruktion war nie unsere Sache“. Ob in der Rolle der Opposition oder in der Mitverantwortung in der Kreisregierung, „die SPD war und ist eine Partei, die sich nie der konstruktiven Verantwortung für den Kreis entzogen hat“, so Thumser. „Dies ist auch noch heute das Wesensmerkmal der politischen Arbeit der SPD-Kreistagsfraktion“, erklärt Thumser.

Die Broschüre ist gegen 5 Euro bei der SPD-Fraktionsgeschäftsstelle in Hofheim, Telefon 06192 – 97 777 55, zu beziehen. Die Einnahmen gehen an die Tafeln im Main-Taunus-Kreis.