SPD-Kreistagsfraktion erinnert an die Amtsenthebung des Landrats Wilhelm Apel vor 80 Jahren

Vor 80 Jahren: Hermann Göring entlässt den Landrat des Main-Taunus-Kreises. Am 30. Januar 1933 ernannte Reichspräsident Hindenburg den Führer der NSDAP, Adolf Hitler, zum Reichskanzler und bestätigte sein Kabinett, in dem u. a. Hermann Göring Minister ohne Geschäftsbereich und kommissarischer Innenminister Preußens wurde. Mit diesem Tag, der so genannten „Machtergreifung“, begann in Deutschland der Weg zur Hitler-Diktatur. Ihre Macht nutzten die Nazis schnell und konsequent, um sie dauerhaft zu sichern.

Göring bekam mit der Machtergreifung den Zugriff auf die preußische Polizei im damals größten Land des Reiches und nutzte sie sofort, um politische Gegner von den Schaltstellen der Macht zu entfernen.

Vor 80 Jahren, am 13. Februar 1933, d. h. schon 2 Wochen nach der Machtergreifung, war im Höchster Kreisblatt zu lesen, dass der Landrat des Main-Taunus-Kreises, Wilhelm Apel und der Frankfurter Polizeipräsident Steinberg, beide SPD, vom preußischen Innenminister ihrer Ämter enthoben worden waren. An dieses historische Datum erinnert jetzt die SPD-Fraktion im Kreistag des Main-Taunus-Kreises.

In Preußen war der Landrat auch der Chef der Polizei im Landkreis und saß damit an einer wichtigen Schaltstelle. Wilhelm Apel hatte in den vorhergehenden Jahren mit den ihm zur Verfügung stehenden gesetzlichen Mitteln versucht, den Erfolg der Nazis im Main-Taunus-Kreis zu verhindern. Bevor er im April 1926 als Nachfolger von Landrat Josef Zimmermann, SPD vom preußischen Innenminister zum Landrat des damaligen Kreises Höchst berufen wurde, war er Landrat des Landkreises Schleusingen in Thüringen.

Wegen der Eingemeindungen der westlich von Frankfurt liegenden Kommunen nach Frankfurt, u. a. auch der Kreisstadt Höchst, musste er sich schon bald mit der Frage des Fortbestandes des Landkreises Höchst auseinander setzen. Es war maßgeblich seiner Initiative und Tatkraft zu verdanken, dass aus den Resten der Kreise Höchst, Wiesbaden und Königstein 1928 der Main-Taunus-Kreis entstanden ist. Der am 10. Juni 1928 neu gewählte Kreistag des Main-Taunus-Kreises entschied auch deshalb am 17. Dezember 1928 einstimmig, dem preußischen Innenminister die Berufung Wilhelm Apels zum ersten Landrat des Main-Taunus-Kreises vorzuschlagen, was dieser auch tat.

Landrat Wilhelm Apel wurde nach seiner Amtsenthebung 1933 mehrfach verhaftet und verhört, sicher auch wegen seiner beiden Söhne Paul (1896-1965) und Wilhelm jr. (1906-1969). Sie waren in der SPD aktiv und arbeiteten im Main-Taunus-Kreis und in Hessen-Nassau an führender Stelle im „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ und in der „Eisernen Front“, den politischen Kampfverbänden zur Verteidigung der Weimarer Republik. Nach der „Machtergreifung“ waren beide im Widerstand gegen das Nazi-Regime aktiv. Ausführlicher dargestellt wird dies in der von Dr. Dieter Reuschling aus Hofheim verfassten Dokumentation „75 Jahre SPD-Fraktion im Kreistag des Main-Taunus-Kreises 1928-2003“.

Landrat Wilhelm Apel zog im Jahr 1944 in seine thüringische Heimat, in die Stadt Zella-Mehlis. Dort setzten ihn die Sowjets nach der Befreiung 1945 als Bürgermeister ein. Als sie die Gleichschaltung von SPD und KPD immer stärker betrieben und Sozialdemokraten verfolgten, floh Wilhelm Apel im Herbst 1945 in den Westen nach Frankfurt, wo er 1960 im Alter von 87 Jahren verstarb. Zu seinem 80. Geburtstag am 14. Februar 1953, 20 Jahre nach seiner Amtsenthebung als Landrat des Main-Taunus-Kreises durch die Nazis, erhielt Wilhelm Apel das Bundesverdienstkreuz verliehen. Im Auftrag des Landes Hessen überreichte es ihm sein Sohn Wilhelm Apel jr., der inzwischen „Beauftragter des Landes Hessen beim Bund“ geworden war, also ein Amt inne hatte, das ab 1999 mit dem Titel eines Staatsministers der frühere Landrat des Main-Taunus-Kreises, Jochen Riebel, CDU begleitete.

Die Publikation „75 Jahre SPD-Fraktion im Kreistag des Main-Taunus-Kreises 1928-2003“von Dr. Reuschling kann bei der SPD-Fraktionsgeschäftsstelle unter 06192 – 97 777 55 oder fraktion@nullspd-main-taunus.de bezogen werden.