Main-Taunus-Kreis: Kreis-SPD ehrt NS-Opfer

Frankfurter Rundschau: Sitzungsraum nach dem Gewerkschaftler Paul Nida benannt / Der Hattersheimer starb vor 60 Jahren im Konzentrationslager Dachau. Paul Nida engagierte sich für die Gewerkschaft und die SPD - und ließ sich auch durch die so genannte 'Schutzhaft' nicht einschüchtern. Im März 1945 starb der Widerstandskämpfer im KZ Dachau. Die Kreis-SPD hat jetzt einen Konferenzraum nach ihm benannt.

Das Sitzungszimmer der Sozialdemokraten im Hofheimer Kreishaus hieß bisher schlicht ‚Raum 147‘. Gestern lud SPD-Fraktionsvorsitzender Karl Thumser die Medien ein, um in deren Anwesenheit den kleinen Saal offiziell in ‚Raum Paul NidaÓ umzubenennen. ‚Er war ein prominentes Mitglied unserer SPD in der Kommunalpolitik, ein Widerstandskämpfer aus unseren Reihen‘, beschrieb Thumser den Gewerkschafter , der für seine Überzeugungen ins Gefängnis ging. SPD-Kreistagsmitglied Dieter Reuschling hatte intensiv recherchiert; im Rahmen der feierlichen Benennung des Sitzungssaals legte er eine 24-seitige Dokumentation vor, die das Leben des Arbeiters und die Folgen der Nazi-Politik – von der Machtergreifung bis zum Kriegsende – für die Kommunalpolitik beschreibt. ‚Paul Nida erlebte anfangs eine typische Arbeiterkarriere‘, berichtete Reuschling. Er wurde 1884 in der Pfalz geboren und absolvierte eine Ausbildung als Buchdrucker, wurde später Schriftsetzer. Mit seiner Frau lebte er seit 1927 in Hattersheim im eigenen Haus, in dem heute noch sein Enkel wohnt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er Sekretär des Verbandes der Fabrikarbeiter, zuletzt Leiter der Geschäftsstelle Höchst. Als die Nazis die Gewerkschaften im Mai 1933 auflösten, wurde Nida arbeitslos und verdiente sich sein Brot mit befristeten Tätigkeiten. Bei der Kreistagswahl 1929 hatte Nida an zweiter Stelle der SPD-Liste kandidiert und war Fraktionsvorsitzender geworden. Im Juni 1933 verboten die Nazis die SPD. Peter Nida war im Landkreis eine treibende Kraft in der ‚Eisernen Front‘, einem Gegengewicht der Weimarer Koalition zu den paramilitärischen Verbänden der radikalen Parteien und gehörte zur Widerstandsgruppe um Paul Apel. So war er im Juli 1932 in Hofheim Mitorganisator einer Kundgebung von 2500 Männern der ‚Eisernen Front‘; Hauptredner auf dem Kellereiplatz war Philipp Scheidemann, der Verkünder der ‚Deutschen Republik‘. Im Mai 1933 soll sich Nida als ‚Marxist‘ tituliert haben und wurde daraufhin für zehn Wochen in Schutzhaft genommen. Abermals wurde er im März 1934 festgenommen. Im April 1941 kam er unter dem Vorwand der ‚Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens‘ in Schutzhaft und saë drei Jahre im Strafgefängnis Dietz. Obwohl die Haftstrafe bereits verbüßt war, kam er im Juli 1944 ins Strafgefängnis Preungesheim und im November 1944 nach Dachau. Am 6. März 1945, wenige Wochen vor Kriegsende, starb Nida dort im Alter von 60 Jahren an ‚Herzversagen‘. ‚Eine Geschichte, die uns ebenso traurig wie stolz macht‘, sagte Thumser, als er das Nida-Namensschild am Sitzungssaal enthüllte.