Die Landtagsabgeordnete Nancy Faeser (SPD) eilte verspätet ans Rednerpult, weil sie mit Berlin telefonierte und ihr Kollege von der CDU, der Kreisvorsitzende Axel Wintermeyer, mochte nicht widersprechen, als über den unmittelbar bevorstehenden Baubeginn spekuliert wurde. Insofern scheint ein gemeinsamer Antrag von CDU und FDP im Kreistag mit der Aufforderung an die Bundesregierung, die Mittel für den Ausbau freizugeben, bereits überholt. Allen Unkenrufen zum Trotz sollen sich, wie zu hören, nach heftigem Gerangel Landesregierung und Bundesregierung über den Ausbau geeinigt haben, die Bekanntgabe des Beschlusses stehe unmittelbar bevor. Dem Vernehmen nach soll das Land die Mittel für das Projekt vorschießen, der Bund will nachziehen.
Während Oliver Schwebel (CDU Kriftel) noch über Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe und das Maud-Desaster wetterte, hatte der offenbar längst mit Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) eine gemeinsame Linie gefunden, bei der keine Seite ihr Gesicht verlieren würde. Es ist nicht ausgeschlossen, dass bereits heute die Beteiligten vor die Presse treten, zumindest noch in dieser Woche. Der Baubeginn im Mai ist zwingend, soll das Projekt rechtzeitig zum Beginn der Fußballweltmeisterschaft 2006 in die Tat umgesetzt sein. Auch dann wird es wohl im Bereich der Tankstellen an der Abfahrt Weilbach noch ein – immerhin sechsspuriges – Provisorium geben.
Nancy Faeser signalisierte die Zustimmung der SPD für den Ausbau der A 66, ließ dann aufhorchen mit einer Anmerkung: „Ich bin optimistisch und denke, wir werden das diese Woche sehen.“ Wenn schon der Bund den Ausbau der A 66 genehmige, so schob Faeser gleich nach, könne das Land auch die Mittel für den Ausbau der Straßen Eppstein/Ehlhalten und Hattersheim/Weilbach im Gegenzug bereitstellen. Ihren Vorwurf, dass die Bauverzögerung der A 66 mit dem Koch-Steinbrück-Papier und den damit verbundenen Einsparungen zusammenhänge, wies Wintermeyer zurück. Der CDU-Vorsitzende wollte auch nichts von einem Deal der Grünen wissen, die zwar dem Ausbau der A 66 zustimmten, dafür aber die Projekte B 8, B 40 und B 519 auf Eis gelegt haben wollten.
Hans Franssen bezeichnete danach die wechselseitigen Schuldzuweisungen in Sachen A 66 als „Possenspiel“ und „Skandal“. Er lobte ausdrücklich Bürgermeister Paul Dünte (CDU), mit dem in Kriftel ein Sinneswandel eingekehrt sei, nachdem von dort das Projekt in der Vergangenheit lange blockiert worden sei. Einmal in Schwung, war Franssen nicht mehr zu bremsen: „Ich wette eine Flasche Champagner, dass noch in dieser Woche der Beschluss zum Ausbau kommt“, „ganz sicher“, bekräftigte der Hattersheimer Rathauschef später erneut.