Keine faulen Kompromisse bei der Schulsozialarbeit

Die Einführung von Schulsozialarbeit an allen Schulen im Main-Taunus-Kreis bringt die SPD-Fraktion am kommenden Montag auf die Tagesordnung im Kreistag. „Angesichts der Tatsache, dass im Schnitt jeder 10. Schüler die Schule ohne Abschluss verlässt, sind auch wir als Kreis gehalten unseren Beitrag zu leisten, diese unerträgliche Situation zu verbessern“, erläutert Gerrit Richter, Vorsitzender der SPD Main-Taunus den Vorstoß der Sozialdemokraten.

„Es ist klar, dass wir besser daran tun heute in Schulsozialarbeit zu investieren, als morgen das doppelte und dreifache für Sozialhilfe und Arbeitslosengeld auszugeben“, so Richter. Er sieht in der konsequenten Einführung von Schulsozialarbeit einen wesentlichen Baustein weg von der reinen Nachsorge, hin zum vorsorgenden Sozialstaat.

„Oftmals ist der Grund für mangelnde Leistungen nicht in der Schule zu finden, sondern unterliegt den Einflüssen von außerhalb. Deshalb ist die Kombination aus guten Schulsozialarbeitern und guten Lehrern der beste Weg allen Kindern einen vernünftigen Abschluss zu sichern“, vertritt der SPD Vorsitzende die Position seiner Partei. Im Grundsatz werde diese Auffassung wohl auch von der Regierungskoalition von CDU und FDP vertreten, schätzt Richter, aber leider gebe es das Angebot von Schulsozialarbeit erst an jeder fünften Schule im Kreis. Darunter nur an zwei Grundschulen. Gleichzeitig würde sich der Kreis in der Regel nur mit 50% an der Finanzierung dieser Stellen beteiligen, was dazu führe, dass Schulsozialarbeit nach Kassenlage in den Kommunen eingeführt werde, oder eben auch nicht. Dabei gebe es an jeder Schule in Kreis Bedarf an Schulsozialarbeit, an manchen großen weiterführenden Schulen sogar für drei oder vier Stellen, so Richter.

„Wir wollen das grundsätzlich ändern: Bis 2011 soll nach einer klaren Prioritätenliste an allen Schulen mindestens eine Stelle für Schulsozialarbeit zur Unterstützung der Lehrer geschaffen werden. Die Kosten sollen solidarisch aus dem Haushalt des Kreises bestritten werden, so dass auch finanzschwache Gemeinden dieses Angebot machen können“, erläutert Richter den Vorschlag der SPD-Kreistagsfraktion. Ausdrücklich umfasst dieses Konzept auch die Grundschulen im Kreis: „In 95% der Fälle steht die

Bildungsbiografie von Kindern mit dem verlassen der Grundschule bereits fest. Wenn in der Grundschule

etwas schief läuft ist das später kaum noch zu korrigieren“, begründet Richter die Bedeutung von Schulsozialarbeit auch an Grundschulen.Deshalb lehne die SPD-Kreistagsfraktion auch den Vorschlag von CDU-FDP ab, die Schulsozialarbeit nur für weiterführende Schulen in Zukunft zu 100% von Kreis finanzieren zu lassen. Richter: „Die Grundschulen müssen zentraler Bestandteil einer neuen Strategie für die Schulsozialarbeit werden, wer sie ausklammern will setzt den Hebel falsch an.“

Dazu komme noch, dass auch nach den neuen Plänen von CDU-FDP noch nicht mal alle weiterführenden Schulen in den Genuss von Schulsozialarbeit kommen sollen, sondern lediglich eine Überprüfung der bestehenden Angebote und Anträge vorgesehen sei: „Das reicht bei weitem nicht aus: Wir brauchen einen klaren Fahrplan und ein solides Finanzierungskonzept, um bis 2011 alle Schulen mit Schulsozialarbeitern auszustatten. Der Bedarf ist unabhängig von der Schulform sehr groß, wir dürfen ihn nicht länger ignorieren“, bringt es Richter auf den Punkt.